Johanna und Christina berichten:
Alltag im Árbol – Was ist das?
So weit her gegriffen ist die Überschrift tatsächlich gar nicht. Natürlich hatten wir eine Art Alltag, aber der konnte sich auch immer wieder aufs Neue verändern, dennoch würden wir euch gerne
einmal von unserem Alltag erzählen:
Wir können natürlich nur auf unsere eigenen Erfahrungen aus unserem Jahr zurückblicken und seitdem kann sich vieles schon wieder geändert haben. Die Freiwilligen im Árbol arbeiten fünf Tage die
Woche. An ihren Arbeitstagen helfen sie als unterstützende Kraft den Erziehenden. Bei uns war es so, dass wir an Tagen unter der Woche, aber auch an Wochenenden gearbeitet haben, dadurch hatten
wir die Möglichkeit, verschiedene Alltagssituationen mitzuerleben.
Unter der Woche fing unser Arbeitstag mittags an. Wir haben die Kinder aus der Schule abgeholt, anschließend gab es innerhalb der jeweiligen Wohngruppe ein gemeinsames Mittagessen. Danach ging es
erstmal für die Kinder an die Hausaufgaben, wobei wir sie tatkräftig unterstützt haben, wenn auch am Anfang nur in Mathe, weil die Zahlen leichter auf Spanisch zu lernen waren, als jegliches
andere Vokabular. Zumindest weiß man am Ende des Jahres, dass man Spanisch beherrscht, wenn man die Hausaufgaben in allen Fächern begleiten kann. Nachdem die Hausaufgaben erledigt waren, kam es
nicht selten vor, dass eine Runde Fußball gespielt wurde oder bei schlechtem Wetter auf dem Tisch Platz für Mensch-ärger-dich-nicht geschaffen werden musste. Dann kam auch schon die Zeit zu
duschen und gleichzeitig konnten die restlichen Kinder ein wenig vor dem Fernseher entspannen, bevor es dann ans Abendessen ging. Nach dem Abendessen war noch ein bisschen Zeit, um übrig
gebliebene Hausaufgaben zu erledigen. Zum Beispiel saßen die Jungs der höheren Klassen oft auch noch den ganzen Abend an ihren Hausaufgaben. Die jüngeren Jungs haben wir dann schon ins Bett
gebracht und die älteren Jungs konnten den Abend in Ruhe ausklingen lassen, sodass auch wir uns in unsere Freiwilligen-Wohnung zurückziehen konnten. Im Gegensatz zu den Schultagen waren wir am
Wochenende bereits morgens in den Gruppen, mit frisch gekauften Brötchen im Schlepptau. Nachdem die Kinder ihre Haushaltsdienste erledigt und die Brötchen gemeinsam mit uns verschlungen hatten,
ging es dann fast jedes Wochenende auf einen Ausflug. Mal war der Ausflug etwas größer, wie zum Beispiel das Eislaufen im Zentrum oder ein willkommener Kino-Besuch, mal etwas kleiner, wie ein
Spaziergang im Park oder eine Runde planschen im Schwimmbad. Das Schöne an den Ausflügen ist, dass wir viel Zeit draußen mit den Jungs und vor allem mit der gesamten Gruppe verbringen konnten.
Nachdem wir oft erst spät von den Ausflügen nach Hause kamen, fiel auch die nächste Mahlzeit spät aus und danach hatten weder die Jungs noch wir Energie für mehr als uns vor den Fernseher zu
setzen oder entspannte Tischspiele zu spielen.
Um wieder in den normalen Rhythmus zu kommen, bereiteten wir das Abendessen zur gewohnten Zeit zu.
Am Wochenende durften auch die jüngeren Kinder ein bisschen länger wach bleiben, bevor sie ins Bett gebracht wurden und auch wir uns auf den Weg in unsere Wohnung machten.
So jetzt wisst ihr was unser grober Alltag in Ecuador war, auch wenn dieser niemals wirklich derselbe war.
Zu unseren Aufgaben im Heim konntet ihr ja schon etwas lesen als wir von unserem Alltag berichtet haben, welche Aufgaben aber oft noch dazu kamen waren zum Beispiel Arztbesuche, Einkäufe mit den
Jungs oder Schulfeste. Außerdem verschiedene Besorgungen außerhalb der Gruppe machen, zum Beispiel Geburtstagsgeschenke für die Jungs besorgen oder manche Kinder auf Busfahrten zu begleiten. Es
war auch nicht gerade unüblich, dass wir mal zwei Stunden lang durch die Stadt gefahren sind, um zum Beispiel einen Maleranzug für ein Schulkostüm der Jungs zu finden. Aber kommen wir zu unserer
Hauptaufgabe im Heim, dort zu LEBEN:
Das bedeutete für uns, die Erziehenden in allen Situationen zu unterstützen, uns mit Motivation und Offenheit in die Gruppen mit einzubringen und vor allem für die Jungs da zu sein. Nicht nur bei
den Hausaufgaben oder den Spielen, sondern auch, wenn sie reden möchten oder auch einfach mal schlecht drauf sind. Dadurch war der Freiwilligendienst dort nicht nur arbeiten für uns, sondern ein
miteinander leben, auch wenn es mal schwierige Situationen gab. Die gibt es schließlich in jeder Familie mal und das ist es was der Árbol für die Jungs im besten Fall werden soll und in unserem
Jahr dort für uns geworden ist: eine zweite Familie.
Was beim Árbol noch besonders ist, ist, dass mehrere Freiwillige im Projekt sind und diese auch zusammen wohnen. Es fällt vielleicht auf den Fotos auf, dass in der Regel drei Freiwillige dort
sind und in unserem Jahr nur wir beide da waren. Das war vielleicht auch mit Grund dafür, dass wir so eine enge Freundschaft und Bindung in diesem Jahr entwickelt haben, was uns schon während des
Jahres durchgehend Halt gegeben hat und dafür gesorgt hat, dass wir auch heute noch unentwegt in Kontakt stehen. Doch generell können wir euch auch durch Erzählungen der anderen ehemaligen
Freiwilligen versichern, dass die Beziehung zwischen den Mitfreiwilligen unglaublich wichtig und unterstützend für das ganze Jahr ist. Da die Mitfreiwilligen sich oft am Besten in einen und seine
Erlebnisse hinein versetzen können, weil sie die gleichen Erfahrungen zur gleichen Zeit machen wie man selber und sie einen am besten verstehen, ist es in dem Moment oft die beste Unterstützung,
die man bekommen kann. Sei es nun, wenn es eine schwierige Situation gab und man sich einfach mal bei jemandem aufregen möchte, oder sei es eine Situation, in der man sich über eine bestimmte
Sache unglaublich gefreut hat und man jemanden braucht, der sich mit einem freut. Aber auch, wenn der/die Mitfreiwillige mal nicht zur Verfügung steht, muss man sich keine Sorgen machen, weil es
im Árbol immer für jede und jeden ein offenes Ohr gibt.